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Kaum steigen die Ansteckungen lockert unser kluger Gesundheitsminister die Einschränkungen. Begleitet wird das durch einen unüberschaubaren Wust von Regeln, die sich gezielt von einer bundeseinheitlichen Linie distanzieren. Lauterbach warnt und namhafte Fußballer zittern vor der Spritze, weil sie Nebenwirkungen erwarten, sobald das Rentenalter erreicht ist. Um es auf einen kurzen Nenner zu bringen: alles nervt! Die Gesundheitspolitik, die Berichterstattung und nicht zuletzt das Virus selbst.

Ist die verdammte Seuche ein Sujet, das sich in amüsante Spiele zum Zeitvertreib gießen lässt? Die ethische Seite dieser Frage ist bereits von den Fakten überholt. Mit Stolz und beinahe überschwänglicher Freude präsentierten kürzlich drei Verlage Coronaspiele. Mit dem übereinstimmenden Merkmal, dass das Virus stets in einer Mischung aus kecker Frechheit und pfiffigem Schalk dargestellt wird. Ich mag da ein wenig altmodisch sein: so richtig ergötzlich kann ich das Virus eher nicht finden.

Alles Spielen merkt man an, dass sie mit heißer Nadel gestrickt wurden. Und alle machen die Lektüre der Regeln durch liebedienerische Genderei zum Missvergnügen.

Rein spieltechnisch betrachtet geht noch am ehesten der Coronarr durch, auch wenn das Virus als maliziöses Schachtelteufelchen verharmlost wird. Der Ablauf gemahnt an ein Mensch-ärgere-dich-nicht mit gegenläufiger Laufrichtung zwischen Virus und Spielern. Dreh- und Angelpunkt ist der Kampf um Klorollen. Sie sind Allheilmittel und Währungseinheit, mit der sich Impfdosen, Schutzschilde und andere nützliche Gegenstände erwerben lassen. Im Laufe des Spiels erwischt es eine Spielfigur nach der anderen. Wer am Ende entweder den letzten noch herumlaufenden Gegner infiziert oder ihm die letzte Toilettenpapierrolle abgenommen hat ist als ‚Last Man Standing‘ der Sieger. Eigentlich ein übles Menetekel, wenn nur ein einziger überlebt.

Über die beiden anderen Coronaspiele decke ich diskret den Mantel des Schweigens

Coronarr von Matthias Zirnsack, Marketing Sales & Services, 2 bis 4 Spieler ab 8 J., ca 40 €, coronarr.de, Corona nervt! von Jan Martin, H2O-Spiele, 2 bis 4 Spieler ab 8 J., ca. 15 €, heroldundherold.de, Corona – Mit Eifer ins Geschäft von Sarah Schwaderlapp, CMKS-Vertrieb, 2 bis 4 Spieler ab 7 J., ca. 40 €, corona-brettspiel.de