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Was schlimm ist: Wenn man kein Englisch kann, von einem guten englischen Kriminalroman zu hören, der nicht ins Deutsche übersetzt ist. Das sind die ersten Zeilen eines Gedichts von Gottfried Benn.

Schwarmlichter 150Wenn man als engagierter Spieler kein Englisch kann gehört auch das Buch von James Wallis zu den Dingen, die schlimm sind. Aber ein flüssig und gut geschriebenes Englisch verstehen ja hierzulande mittlerweile auch die meisten.

Es gibt ein paar Spiele-des-Jahres-Titel, die geläufig sind, wie Catan, Carcassonne. oder der unermüdliche Dauerläufer ‚Hase & Igel‘. Doch andere sind in der Versenkung verschwunden. Wer erinnert sich noch an ‚Um Reifenbreite‘ oder ‚Missisippi Queen‘?

Dieses Buch holt alle Hauptpreisgewinner von 1979 bis 2022 aus dem Regal und breitet sie, zusammen mit exzellenten Bildern, vor uns aus. Ohne das eine unangemessen zu bevorzugen oder ein anderes kurz anzufertigen. Nein, die Beschreibungen und zum Teil auch klugen, kritischen Anmerkungen sind gerecht, fair und gleichgewichtig. Hinzu kommen nach jedem Spiel in einem Kasten die anderen Spiele, die die Jury im jeweiligen Jahr nominiert oder ausgezeichnet hatte.

Das alles könnte man sich auch auf der Website der Jury als Information holen. Doch der britische Spieleexperte Wallis macht die Spiele noch lebendiger. Und ein Buch ist eben immer noch etwas anderes als eine abgerufenen Bildschirminfo. Seite um Seite stöbert man, erkennt, erinnert sich. Ach, ja, weißt Du noch, wie wir das gespielt haben…?

Über die Entstehungszeit von Spiel des Jahres haben mittlerweile einige Leute geschrieben. Einmal publizierte Fehler werden dann konsequent weitergeschleppt und falsche Annahmen werden schrittweise zur Wahrheit. Wallis hat auf drei Seiten zusammengefasst die Historie sehr sorgfältig recherchiert und dargestellt. Lesens- und verschenkenswert!

Everybody Wins – Four Decades of the Greatest Board Games Ever Made von James Wallis, Aconyte Books, 222 Seiten, ISBN: 978-1-83908-193-4; 29,28 € bei Amazon, sonst zum Teil unverschämt teuer