Um es gleich vorweg zu sagen: Das ist nun ganz und gar kein Spiel für routinierte, hartgesottene Vielspieler. Um dieses Spiel zu mögen braucht es andere Vorlieben. In zarten Pastelltönen gehaltene Grafik in einer Mischung aus Tradition und Moderne. Ein unauffälliger Eisvogel, der nicht in schrillem Blau ins Auge sticht, eine bescheidene Lerche, Efeu, das den Herbst spüren lässt.

Imagenius 150Das sind die Naturkarten, die von einer passenden Poesiekarte geschützt werden sollen. Die als Zauberkarten bezeichneten Poesieblätter werden zusammen mit Aktionskarten gemischt und bilden einen Nachziehstapel. Man zieht eine Karte vom Nachziehstapel oder nimmt die oberste Zauberkarte von der Ablage. Die Texte der Aktionskarten sind leicht verständlich. Mit einer passenden Zauberkarte eine eigene Naturkarte abdecken, also etwa Elster auf Elster. Oder eine Aktionskarte ausspielen und die Anweisung befolgen. Oder eine Naturkarte austauschen um die eigene Auslage zu verbessern.

Spieltechnisch ist das alles weder neu noch aufregend. Vermutlich ist es auch kein Spiel, das man immer wieder gerne auf den Tisch bringen wird. Doch wer sich von der zarten Wortgewalt von Gedichten hinreißen lassen kann hat auf einmal vielleicht längt abgesunkenen Verslaute im Ohr. „Dann geht ein Bild hinein, geht durch der Glieder angespannte Stille - und hört im Herzen auf zu sein.“ Oh, war das nicht der schmerzhafte Schluss von Rainer Maria Rilkes Panther? Klingt da nicht auf einmal Hermann Hesse im Ohr: „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben“? Ja, dann führt das Spiel weiter, lässt längst ausgeträumte Gedichte wieder lebendig werden. Dann führt die Poesie des Spiel unendlich weiter.

Die verlorenen Wörter – Spielend durch die Poesie der Natur von Robert Hyde, Kosmos, 2 bis 4 Spieler ab 10 J., ca. 15 €, kosmos.de