Eroberungskriege, Folter, Seuchen, politische Verfolgung, Flucht, Despoten, Narzissten, Egomanen, Gewaltherrscher – nein, auch wenn es so klingen mag: Ich rede nicht von der heutigen Zeit, sondern vom finsteren Mittelalter.

Leidgeprüftes Mittelalter

Die rund eintausend Jahre, die als Mittelalter bezeichnet werden, waren ganz und gar nicht immer so schlimm, wie es einschlägige Geschichtsdarstellungen, Filme und Bücher darstellen. Aber es gab üble Zeiten. Sehr üble sogar, und die breiten sich nun als Spiel vor uns aus.

Zunächst legt man sich aus zwei vorgegeben Wortteilen eine Stadt zurecht. Oberübelbrunn ist noch eine der harmlosesten. Dort gibt es drei Regionen. Eine für Fürsten, edle Damen, tapfere Ritter und andere Höflinge. Darunter Bischöfe, Pfaffen, aber auch Inquisitor und Henker. Ganz unten treibt sich gemeines Volk herum: Bauern, Fuhrleute, Marktweiber, Schankwirte, liederliche Frauenzimmer und andere wenig reputierliche Zeitgenossen.

Ziel ist, am Ende eines Zuges noch zehn lebendige Bewohner in der Stadt zu haben. Das wäre einfach, gäbe es nicht ein halbes Dutzend recht differenziert wirkender Seuchen. Einige raffen den Klerus dahin, andere greifen zuerst den Hof an oder wüten im Volk.

Jeder Zug besteht darin, eine verdeckte und eine offene Karte zu nehmen und in der eigenen oder auch fremden Stadt auszuspielen. Die vielen Figuren haben recht unterschiedliche Eigenschaften. Sie stehen auf den Karten und werden meist sogleich wirksam. Da kann man den Mitspielern übel zusetzen. Unvermeidbare Kreuzzüge schicken die besten Kräfte ins Morgenland. Und dann kommen die Seuchen und raffen die Bewohner dahin.

Das klingt alles trist, ist aber ausgesprochen originell, sehr kommunikativ und selbst eine handfeste Cholera führt oft zu Gelächter. Die Spielregeln sind allerdings auch eher mittelalterlich. Da muss der junge Verlag noch etwas dazulernen.

Leidgeprüftes Mittelalter von Boris Kurochkin und Kirill Yegorov, Artwork: Anatoly Frank und Evgenia Sergeeva, Verlag Young Newton, 3 bis 6 erwachsene Spieler, ca. 30 Min., ca. 30 €, young-newton.de